#35: 00:05-1# Hashtag Volatility: Der Anlage-Podcast von Börsen-Zeitung und QC Partners.
#35: 00:15-6# [Lang] Die Rohstoffpreise haussieren, denn die Nachfrage ist riesig, aber das Angebot knapp. Gerade die sogenannten Seltenen Erden sind ein bedeutender Rohstoff für die Technologie und besonders in Bezug auf die Energiewende werden sie immer wichtiger. Der Wettstreit um diese Metalle ist also in vollem Gang. Das wird heute unser Thema sein. Und dazu begrüße ich Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sehr herzlich. Mein Name ist Christiane Lang, ich bin Redakteurin bei der Börsen-Zeitung und ich spreche natürlich, wie immer, mit Thomas Altmann, Partner und Leiter des Portfoliomanagements bei QC Partners. Herr Altmann, in unserem letzten Podcast haben wir uns mit den aktuellen Materialengpässen aufgrund der derzeit massiven Rohstoffknappheit und den belastenden Auswirkungen auf die Wirtschaft beschäftigt. Heute schauen wir einmal auf die Rohstoffe selbst und hier genauer auf die sogenannten Seltenen Erden, die immer bedeutender werden. Vielleicht erst einmal zum Einstieg: Welche Metalle sind das genau? Und sind sie wirklich so selten, wie es der Name suggeriert?
#35: 01:09-3# [Altmann] Lassen Sie mich mit einem zweiten Teil Ihrer Frage starten. Der Name Seltene Erden ist tatsächlich doppelt irreführend. Denn wie Sie schon gesagt haben, sind das Metalle und keine Erden. Um den Namen zu verstehen, müssen wir etwas in die Geschichte einsteigen. Zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung im achtzehnten Jahrhundert wurden Seltene Erden ausschließlich als Oxide, also als Sauerstoffverbindungen, aus bestimmten Mineralien gewonnen. Um diesem Irrtum vorzubeugen, ist mittlerweile auch der Begriff Seltene Erdmetalle gebräuchlich. Und selten deshalb, weil man früher davon ausgegangen ist, dass diese Metalle nur sehr selten vorkommen würden. Wirklich selten sind sie aber gar nicht, denn selbst Thulium, das seltenste Element der Seltenen Erden, ist noch immer nicht so selten wie Gold oder Platin.
#35: 01:53-2# [Lang] Also das ist wirklich interessant. Bleibt aber dennoch die Frage, welche Metalle sich hinter den Seltenen Erden verbergen.
#35: 01:59-5# [Altmann] Das stimmt. Insgesamt gibt es 17 Seltene Erden. Diese unterscheiden wir in acht Leichte Seltene Erden und neun Schwere Seltene Erden auf die einzelnen Namen und ihre Plätze im Periodensystem will ich jetzt nicht ausführlicher eingehen.
#35: 02:13-6# [Lang] Ok, da könnte man also durchaus in die Tiefe gehen. Aber das ist für unser Thema heute ja nicht unbedingt entscheidend. Kommen wir zur Bedeutung der Seltenen Erden.
#35: Eingangs hatten wir schon erwähnt, dass diese Metalle gerade für die Energiewende wichtig sind. Für was werden Sie denn hier genau benötigt?
#35: 02:28-3# [Altmann] Das ganz große Thema sind hier die Magnete, die sowohl für Windräder als auch für Elektromotoren benötigt werden. Hier kommen die hervorragenden hartmagnetischen Eigenschaften der beiden Seltenen Erden Neodym und Dysprosium zum Einsatz. In einem Windrad steckt pro Megawatt eine Tonne der Legierung Neodym-Eisen-Bohr. Und in Elektromotoren verbauen Ingenieure die stärksten Magnete, die sie derzeit herstellen können. Hier profitieren sie davon, dass Dysprosium Magnetfelder bis zu einer Temperatur von 200 Grad stabil halten kann. Ohne Dysprosium wäre ein Magnetfeld nur bei maximal 80 Grad stabil. Insgesamt, nicht auf den Motor begrenzt, können in einem Hybridfahrzeug bis zu 20 Kilogramm an Seltenen Erden stecken.
#35: 03:11-9# [Lang] Also sind Windenergie und Elektromobilität ohne riesige Mengen an Seltenen Erden gar nicht möglich. Gibt es daneben denn noch weitere wichtige Einsatzbereiche?
#35: 03:20-0# [Altmann] Die gibt es. Die Einsatzgebiete sind wahnsinig vielfältig und über eine Vielzahl von Branchen verteilt. Wenn wir kurz bei den Autos bleiben wollen, stecken Seltene Erden außer in den Elektromotoren auch im Lack, den Katalysatoren, den Frontscheiben sowie den LED-Leuchten. In der Medizin finden wir Seltene Erden in Röntgengeräten sowie Kernspintomografen. In der Unterhaltungselektronik sind Seltene Erden allgegenwärtig. Kein Mobiltelefon und kein Notebook würde ohne Seltene Erden funktionieren. Auch an Plasmabildschirmen und Kopfhörern sind sie beteiligt. Und auch in der Glas- und Keramik-Produktion kommen Seltene Erden zum Einsatz. Auch die Raumfahrt ist auf Seltene Erden angewiesen. Und damit ist die Liste noch lange nicht vollständig.
#35: 04:02-8# [Lang] Das klingt ja so, als würde unser modernes Leben und der Fortschritt auf vielen Gebieten ohne diese Metalle quasi zum Erliegen kommen. Jetzt sind die Seltenen Erden zwar nicht so selten wie Gold oder Platin, das haben Sie ja vorhin gesagt, aber die Vorkommen sind dennoch begrenzt, bei stark steigender Nachfrage. Sind damit die Energiewende, die Digitalisierung und so weiter, möglicherweise in Gefahr? Es gibt ja Berechnungen der Internationalen Energieagentur, das zur Erreichung der Klimaziele im Jahr 2040 im Vergleich zu heute ein Mehrfaches an Mineralien benötigt wird.
#35: 04:31-3# [Altmann] Dass die Nachfrage nach Seltenen Erden weiter ansteigen wird, ist vollkommen richtig. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, gehen Experten davon aus, dass die EU bis zum Jahr 2050 eine zehnmal höhere Menge an Seltenen Erden benötigen wird. Man geht im Moment davon aus, dass die weltweiten Vorräte an Seltenen Erden bei mindestens 120 Millionen Tonnen liegen. Dem steht, aus dem Jahr 2020, eine jährliche Förderung von 240.000 Tonnen gegenüber. Das bedeutet, dass die heute bekannten Vorräte beim 500fachen der letztjährigen Förderung liegen und zusätzlich werden immer wieder neue Vorkommen entdeckt. Perspektivisch wird auch das Recycling der bereits verwendeten Seltenen Erden einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Gleichzeitig konzentrieren sich Forscher darauf, die Rohstoffintensität der Produkte in der Zukunft zumindest deutlich zu reduzieren. Im Idealfall finden sie sogar Ersatzmaterialien. Die Klimawende sehe ich durch den steigenden Bedarf an Seltenen Erden also nicht in Gefahr.
#35: 05:30-0# [Lang] Gut, also zumindest von den reinen Mengen gibt es hier keine Gefahr, sagen Sie. Allerdings stammen die Rohstoffe, zum Beispiel für elektrische Antriebe, oft aus sehr umstrittenen Quellen in der Dritten Welt mit nicht nachhaltigem Abbau. Verhageln solche „schmutzigen“ Metalle nicht letztlich die ökologische Bilanz der E-Motoren?
#35: 05:46-9# [Altmann] Für die Batterien der Elektroautos ist das ein valider Punkt. Lithium und Kobalt sind die beiden Rohstoffe, die für die Batterien besonders wichtig sind. Kobalt wird vorwiegend im Kongo abgebaut, Lithium in südamerikanischen Ländern. Für den Elektromotor an sich sind die Seltenen Erden ein wichtiger Bestandteil. Und die kommen, wie wir bestimmt gleich noch ausführlich betrachten werden, schwerpunktmäßig aus China. Möglicherweise stehen wir aber gerade hier vor einem Umbruch. Denn der deutsche Hersteller MAHLE entwickelt gerade einen magnetfreien Elektromotor, der ganz ohne Seltene Erden auskommen wird.
#35: 06:20-2# [Lang] Das heißt, wir haben hier also schon ein Unternehmen, das wie von Ihnen vorhin schon angesprochen, bereits Ersatzmaterialien einsetzt. Bleiben wir aber bei den Seltenen Erden und kommen zum Thema Preise. Selbst wenn die Vorkommen ausreichen - die Förderung der Seltenen Erden ist ziemlich aufwendig, was ja zu den starken Preissteigerungen beiträgt. Ist die Energiewende überhaupt bezahlbar?
#35: 06:39-7# [Altmann] Schauen wir zunächst einmal genauer auf den Abbau. Wir müssen dabei berücksichtigen, dass Seltene Erden in verschiedenen Konzentrationen und verschiedenen Kombinationen in gewissen Gesteinsarten vorkommen. Ein Element der Seltenen Erden kommt nie allein vor. Im ersten Schritt wird das Muttergestein abgebaut, dass Erz wird zerstoßen und gemahlen. Danach werden die verwertbaren Bestandteile ausgesondert. Im nächsten Schritt folgt der aufwendige und mehrstufige Prozess der Trennung. Dieser Prozess ist deshalb so aufwendig, weil die chemischen Eigenschaften der einzelnen Seltenen Erden häufig sehr ähnlich sind. Die gängige Methode erfordert hier etwa 300 Arbeitsgänge und den Einsatz gefährlicher Chemikalien. Dazu kommt, dass in den Erzen meist auch radioaktives Thorium enthalten ist.
#35: 07:26-1# [Lang] Sind denn diese ganzen Punkte, die sie gerade genannt haben, der Grund dafür, dass einige Länder in den 90er-Jahren den Abbau Seltener Erden eingestellt haben?
#35: 07:33-5# [Altmann] Genauso ist es dann. Denn zwischen 1965 und 1995 haben die USA die Produktion von Seltenen Erden dominiert. Seit 2010 wird der Abbau außerhalb Chinas jetzt wieder forciert. Die Aufbereitung überlassen die Förderländer aber dennoch China. Trotz Monopol und steigender Nachfrage ist die Preisentwicklung aber nicht so extrem, wie wir es vielleicht erwarten würden.
#35: 07:56-8# [Lang] Wie stark sind denn die Preise tatsächlich gestiegen? Und mit was wird auch noch gerechnet?
#35: 08:01-3# [Altmann] Schauen wir hier noch einmal auf Neodym und Dysprosium, also die beiden Rohstoffe, die wir im Zuge der Windräder und Elektromotoren schon genauer kennengelernt haben. Innerhalb eines Jahres haben sich die Preise hier mehr als verdoppelt. Im Vergleich zu den Höchstkursen aus dem Jahr 2011 liegen die Preise aktuell 70 bis 80 Prozent niedriger. Bei dieser Einordnung müssen wir jedoch berücksichtigen, dass China damals aufgrund eines Konflikts mit Japan im Südchinesischen Meer einen Monat lang keine Seltenen Erden an Japan geliefert hat. Das hat die weltweiten Lieferketten erschüttert und die Preise entsprechend explodieren lassen. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, welche Preisbewegungen im Extremfall möglich sind. Auch wenn ich das nicht als Prognose verstanden wissen möchte.
#35: 08:44-4# [Lang] Jetzt sagen Sie, diese Preisbewegungen im Extremfall. Nun heißt unser Podcast Hashtag Volatility. Wie sieht es denn mit den Volatilitäten dieser beiden Seltenen Erden aus?
#35: 08:53-9# [Altmann] In den vergangenen 5 Jahren lag die 12-Monats-Volatilität bei beiden Elementen in der Spitze knapp über 20%. Das ist vergleichbar mit der Volatilität des Goldpreises und absolut nicht alarmierend.
#35: 09:06-1# [Lang] Okay, kommen wir mal zu China. Das haben Sie vorhin schon ein paar Mal erwähnt. Dem zufolge gehe ich davon aus, dass das ein sehr wichtiges Land für die Seltenen Erden ist. Wo überhaupt kommen diese Metalle überall her? Und wo liegen die größten noch nicht geförderten Vorkommen?
#35: 09:19-6# [Altmann] Die Förderung der Seltenen Erden ist tatsächlich sehr einseitig verteilt. Wir haben jetzt schon gehört, das letztes Jahr insgesamt 240.000 Tonnen an Seltenen Erden gefördert wurden. Davon entfallen 140.000 Tonnen, beziehungsweise knapp 60 Prozent, auf China. Auf Platz zwei folgen die USA mit 38.000 Tonnen, auf Platz drei Myanmar mit 30.000 Tonnen. Der vierte Platz geht an Australien. Und auch bei den bekannten Vorräten steht China auf Platz 1 mit seinem riesigen Vorkommen in der Inneren Mongolei. Weitere größere Vorräte liegen in Brasilien, in Vietnam, in Russland, in Australien und in Indien. In Grönland liegt übrigens das größte bekannte Vorkommen an Schweren Seltenen Erden. Hier ist der Abbau aus Umweltschutzgründen jedoch schwierig.
#35: 10:05-8# [Lang] Jetzt haben Sie Grönland bisher als einziges europäisches Land genannt. Wie sieht es denn aus mit Deutschland? Gibt es hier auch Seltene Erden?
#35: 10:13-2# [Altmann] Das ist interessant. Es gibt nämlich tatsächlich Seltene Erden in Deutschland. In Storkwitz in Sachsen wurden schon bei Bohrungen in DDR-Zeiten Seltene Erden entdeckt. Wir sprechen hier über 20.000 Tonnen Erz, wobei der Gehalt der gesuchten Metalle allerdings bei unter 0,5 Prozent liegt. Genau deshalb wäre der Abbau nicht rentabel. Von daher profitiert China ganz klar am meisten von steigenden Preisen. Denn zusätzlich zu den eigenen Vorkommen hat sich China Schürfrechte in anderen Ländern, unter anderem auf dem afrikanischen Kontinent, gesichert.
#35: 10:45-6# [Lang] Sie haben vorhin gesagt die Energiewende ist nicht durch zu wenig Seltene Erden in Gefahr. Aber kann denn diese starke Konzentration auf wenige Länder, die Sie genannt haben, nicht ein veritables Problem werden? Wenn man mal an mögliche Versorgungsengpässe durch Naturereignisse, an politische Umbrüche in Schwellenländern oder Handelsbeschränkungen denkt?
#35: 11:04-8# [Altmann] Ja, das ist ganz klar ein Risiko, das wir bei den Seltenen Erden haben. Wir haben den Konflikt zwischen China und Japan mit einer Verzehnfachung der Preise für Seltene Erden bereits angesprochen und China ist sich seiner Vormachtstellung hier natürlich sehr wohl bewusst.
#35: 11:18-7# [Lang] Und diese Vormachtstellung bedeutet natürlich Macht. Gibt es denn noch andere Beispiele außer dem Konflikt mit Japan, wo China diese Macht tatsächlich auch ausspielt? Und wie kam es vielleicht auch überhaupt zu dieser Vormachtstellung?
#35: 11:30-0# [Altmann] Auch gegenüber Donald Trump hat die chinesische Führung die Seltenen Erden als Druckmittel verwendet und sogar mit einem Exportstopp gedroht. China gibt den Minen ganz klare Fördermengen vor. Damit sollen natürlich zum einen die schädlichen Umwelteinflüsse begrenzt werden. Vor allem soll damit aber die Exportmenge gesteuert werden. Im laufenden Jahr liegt das chinesische Ziel im ersten Halbjahr bei 84.000 Tonnen, das ist eine Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu dieser, von Ihnen schon angesprochenen, Vormachtstellung hat zweierlei beigetragen: Das erste sind natürlich die großen natürlichen Vorkommen. Der zweite Punkt war, dass sich andere Länder wie die USA zumindest vorübergehend aus dem Abbau und vollkommen aus der Produktion zurückgezogen haben. Dadurch trennt China nahezu 100 Prozent aller weltweit abgebauten Seltenen Erden.
#35: 12:17-9# [Lang] Eine wahnsinnige Dominanz. Hätten denn die USA und Europa überhaupt eine Chance, sich ein wenig unabhängiger von China zu machen? Das scheint ja doch ein verzweifeltes Rennen zu sein, wenn man zum Beispiel auch an das Angebot Donald Trumps denkt, der Grönland von Dänemark kaufen wollte. Und er ist ja auch nicht der Einzige, der ein Auge auf Grönland geworfen hat. Es gibt inzwischen Unternehmen, die dort Minen errichten wollen.
#35: 12:38-4# [Altmann] Grönland ist unter Rohstoff Gesichtspunkten superspannend, das haben wir schon angesprochen. Für die EU ist dieses Rohstoff-Thema sehr zentral, denn ohne Zugang zu den notwendigen Rohstoffen ist der Deal der EU nicht zu verwirklichen. Und genau deshalb warnt Markus Sefcovic, der Vizepräsident der EU-Kommission, davor, die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energien nicht gegen eine noch größere Abhängigkeit von Seltenen Erden einzutauschen. Und genau deshalb hat die EU bereits detaillierte Pläne zur Verringerung dieser Abhängigkeit von China vorgelegt.
#35: 13:10-7# [Lang] Das ist natürlich spannend. Wie sehen diese Pläne denn aus?
#35: 13:13-2# [Altmann] Die Antwort der EU ist mehrstufig. Zum einen erstellt die EU bereits seit 2011 alle drei Jahre eine Liste mit kritischen Rohstoffen. In diesem Prozess werden 83 Rohstoffe überprüft. Die wichtigsten Kriterien sind dabei die wirtschaftliche Bedeutung und das Versorgungsrisiko. Wirtschaftliche Bedeutung meint die Zuordnung der Endverwendungszwecke der Rohstoffe. Versorgungsrisiko beschreibt die Konzentration der globalen Produktion von Primärrohstoffen, die Lieferung in die EU sowie die Regierungsführung der Lieferländer. Aktuell stehen auf dieser Liste 30 Materialien. Das sind drei mehr als drei Jahre zuvor. Und unter anderem sind sowohl die Leichten Seltenen Erden als auch die Schweren Seltenen Erden darauf vertreten.
#35: 13:55-8# [Lang] Jetzt haben wir diese Liste, aber welche Handlungsempfehlungen leitet die EU denn für sich selbst aus dieser Liste ab?
#35: 14:01-9# [Altmann] Diese Liste spielt für die EU eine wichtige Rolle bei der Verhandlung und dem Abschluss von Handelsabkommen. Die EU geht gezielt strategische Partnerschaften ein. Ziel dieser Partnerschaften ist hier eine nachhaltige und verantwortungsvolle Beschaffung aus Drittländern. Unter anderem verhandelt die EU aktuell mit Serbien und der Ukraine über eine Erschließung der Seltenen Erden Vorkommen, wobei die Beschaffung aus Drittländern nur einer der Bausteine der EU-Strategie ist. Weitere Bausteine sind eine Verringerung der Rohstoffabhängigkeit durch eine zirkuläre Rohstoffnutzung sowie ein zunehmendes Recycling von Rohstoffen. Vereinfacht gesagt will die EU auch bei Seltenen Erden dahin, wo sie bei einigen anderen Rohstoffen schon ist. Bei Wolfram werden mittlerweile 42 Prozent des Bedarfs durch Recycling gedeckt, bei Eisen und Platin sind es jeweils 25 Prozent. Die EU hat hierzu die europäische Rohstoffallianz ins Leben gerufen. In dieser engagieren sich mehr als 100 Unternehmen mit dem Ziel, die EU in den Wertschöpfungsketten Seltene Erden und Magnete widerstandsfähiger zu machen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Tätigkeitsfeld auf weitere kritische Rohstoffe und Basismetalle ausgedehnt werden. Vergleichbares hat die EU zuvor bereits mit der europäischen Batterie-Allianz getan.
#35: 15:16-5# [Lang] Also geht es sehr stark um die zirkuläre Rohstoffnutzung und das zunehmende Recycling, um eben die Abhängigkeit vor allem gegenüber China zu verringern. Jetzt haben wir sehr ausführlich sämtliche Hintergründe angesprochen. Rohstoffe sind aber natürlich auch ein wichtiges Anlagethema. Deshalb zum Schluss noch eine Frage, Herr Altmann, wir haben ja auch über Preisanstiege und Volatilitäten gesprochen. Ist das noch ein guter Einstiegszeitpunkt für Anleger? Sie sprachen im letzten Podcast ja einen möglichen Superzyklus an. Oder auf was sollten Anleger bei Rohstoff-Investments vielleicht achten?
#35: 15:46-7# [Altmann] Die Frage ist natürlich nicht ganz einfach zu beantworten und ich muss hier vorwegschicken, dass Seltene Erden als Rohstoffe nicht an einer Börse gehandelt werden. Ebenso haben wir hier keine Derivate wie Futures oder gar Optionen. Von daher ist die einzige Investitionsmöglichkeit der Kauf von Aktien der Minenbetreiber. Am Beispiel des MVIS Rare Earth/ Strategic Metals Index sehen wir, dass diese zumindest schon sehr gut gelaufen sind. Wir sprechen hier über eine YTD- Performance von 30 Prozent und eine 12-Monats-Performance von 122 Prozent. Ob da noch Kurspotential vorhanden ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
#35: 16:25-3# [Lang] Gut, das war jetzt ein sehr neutrales und Salomonisches Schlusswort, Herr Altmann. Aber mit den sehr interessanten und spannenden Informationen, die Sie uns hier gegeben haben, kann man sich, denke ich, wirklich bereits eine sehr gute Meinung bilden. Vielen Dank dafür. Und damit verabschieden wir uns nun von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, und freuen uns, wenn Sie wieder dabei sind am 23. Juni, wenn die nächste Folge von Hashtag Volatility erscheint. Bereits jetzt, am kommenden Freitag, am 11. Juni ab sieben Uhr, erwartet Sie eine neue Folge des Podcasts 7TageMärkte, die Wochenvorschau der Börsen-Zeitung. Bis dahin, alles Gute.
#35: Bis zum nächsten Mal.